Verrückte Geschichte! Herr Woywod, der beim Dumont Verlag in der Werbung arbeitet, erhält eine englische Ausgabe dieses Buches und ist so begeistert, dass er damit direkt ins Lektorat rennt und den Kollegen ans Herz legt, die Rechte für den Titel zu kaufen. Das Buch zieht seine Kreise, der Verlag will es einkaufen, da sagt der Autor Rónán Hession: „Nö!“ Er will den Titel weltweit nur in Independent-Verlagen veröffentlichen. Also gründet Herr Woywod zusammen mit seiner Partnerin Frau Meurer kurzerhand einen Verlag – nur um dieses Buch in Deutschland herauszubringen! Maximal independent, sie bekommen die Rechte! Ist das nicht herrlich, wieviel Herzblut in unserer Buchbranche steckt?
Gesagt getan, hier sind jetzt unsere neuen Lieblinge: Leonard und Paul! Die beiden sind beste Freunde, um die dreißig Jahre alt und leben in Irland. Leonard wohnt mit seiner Mutter zusammen, die leider schon im ersten Kapitel stirbt. Die Beiden haben lebenslang eine liebevolle und bereichernde Gemeinschaft gebildet, und Leonard ist ganz traurig. Er geht seiner Arbeit nach, bei der er Texte für Kindersachbücher verfasst, selbst aber nie als Autor genannt wird – das macht ihm nichts aus, er mag es gar nicht gern, wenn Aufhebens um seine Person gemacht wird.
Gerne trifft er sich mit Paul, der mit seinen Eltern zusammenlebt und ein sehr stiller Vertreter ist, dem kaum etwas zuztrauen ist. Es gibt gemeinsame Spieleabende, an denen sich oft auch Pauls Eltern beteiligen, ansonsten erzählen die beiden „Jungs“ nicht viel, sie können auch gut miteinander schweigen und Monopoly spielen.
Alles ist unspektakulär, alles ist unaufgeregt. Leonard und Paul suchen nicht das Rampenlicht oder das Besondere, sie leben ihre kleinen Leben, sind freundlich und höflich zu jedermann und erleben Dinge, die viele von uns nicht als aufregend empfinden würden. Und sie wissen ziemlich genau, was sie von sich selbst erwarten dürfen. Dass sie an einigen Stellen durchaus mal über sich selbst hinauswachsen können, steht auf einem anderen Blatt...
Eine Ode an die unauffälligen, freundlichen und bescheidenen Menschen, ein Buch, das einfach nur gut tut in seiner Einfachheit, mit seiner schönen Sprache und seinem sanften Humor. Und man mag Leonard und Paul (und auch Helen, Peter, Grace, Andrew, Shelley und Patrick!) am Ende kaum gehen lassen, weil man ihre Gegenwart für die Dauer der Lektüre wirklich genossen hat!