Katrin Eigendorf ist vielfach ausgezeichnete Journalistin und Kriegsberichterstatterin, seit 2018 ist sie für das ZDF tätig mit den Schwerpunktgebieten Ukraine, Russland, Afghanistan, Libanon, Irak und Türkei. Sie hat lange in Russland gelebt und ist insofern eine gute Wahl gewesen, um für ihren Sender vom Überfall Russlands auf die Ukraine zu berichten. Das vorliegende Buch erschien bereits im Sommer 2022, doch das spielt eine untergeordnete Rolle, da ein Buch über einen laufenden Krieg sowieso in dem Moment „überholt“ ist, in dem es in die Druckerei geht. Eigendorf geht es weniger um die Entwicklung der Kampfhandlungen als um die Schilderung der Auswirkungen auf die Menschen– und da ist der aktuelle Frontverlauf nicht ganz so wichtig.
Katrin Eigendorf kommt mit ihrem Team am Tag nach Kriegsbeginn, am 25.02.2022 in Winnyzja in der Westukraine an, von wo aus sie berichtet. Schnell sieht sie Parallelen zur Annektion der Halbinsel Krim und der Anerkennung die russischen Separatistengebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten. Auch hier war das russische Militär und Söldnertruppen mit äußerster Härte vorgegangen. Aber der Osten der Ukraine ist so weit entfernt, dass damals der Aufschrei im Westen mehr oder wenger ausgeblieben war. Doch nun geht es um Kyjiw und die ganze Ukraine – der Krieg rückt an die EU-Außengrenzen heran. Der Westen hatte Putin über Jahre schlicht unterschätzt, obwohl genügend Anzeichen für seine Pläne gab. Während nun also die übermächtige russische Armee das Land angreift, gehen im Westen endlich die Alarmglocken an, denn jetzt betreffen die Auswirkungen des Krieges auch uns.
Ein Blitzkrieg soll es werden, den ukrainischen Kämpfern wird kaum eine Chance eingeräumt. Doch an dieser Stelle präsentiert sich plötzlich ein Volk wie kaum ein anderes: Unter der Führung des geschickt agierenden Präsidenten Wolodomir Selensky entwickelt sich ein nationaler Zusammenhalt und Widerstand, der seinesgleichen sucht. Die Ukrainerinnen und Ukrainer sind unglaublich tapfer und setzen ihr Leben für die Freiheit ein. Diese aufopferungsvolle Hingabe an ihr Land hatte Eigendorf bereits früher bei den gefährlichen Protesten auf dem Kyjiwer Majdan erlebt. Sie spricht mit Ukrainerinnen und Ukrainern, sie bersucht zusammen mit dem Präsidenten Selenski Butscha, sie fährt nach Charkiw, Odessa und an viele andere vom Krieg gezeichnete Orte.
Und sie beginnt und schließt ihr eindrückliches und perfekt recherchiertes Buch mit der Bemerkung, dass sie sich gerade in ihrem Job immer ganz bewusst darüber ist, welches Privileg es ist, nach getaner Arbeit in ein sicheres Zuhause zurückzukehren.