Belletristik


Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-96609-1
Preis: 22,00 €
bestellen

Krummes Holz

Julia Linhof, Rezension von Kathrin Allkemper

Dieser Debütroman hat mich - genau wie der Verlag es bewirbt- von Anfang an in einen Sog gezogen und tatsächlich habe ich das Buch an einem verregneten Samstagnachmittag in einem Rutsch gelesen.

Ein heißer Sommer irgendwo im Taunus. Der 19jährige Jirka kehrt nach fünf Jahren zurück auf den elter-lichen Gutshof. Mehrfach hatte ihn seine ältere Schwester Malene darum gebeten, aber Jirka hatte stets Ausreden gefunden, diese Bitten zu ignorieren. Nach dem Tod der Mutter hatte die strenge Oma das Regiment übernommen und die Kinder recht freud- und lieblos mit durchgezogen. Vom Vater oftmals verprügelt, verbindet Jirka mit seiner Kindheit keine gute Zeit. Doch jetzt gibt es Gründe, zurückzukommen. Als er den mittlerweile arg heruntergekommenen Hof erreicht, scheint das jedoch niemanden zu freuen. Der Vater ist spurlos verschwunden, die Oma dement und Malene ignoriert ihn wo sie kann. Nur Leander, der Sohn des ehemaligen Verwalters, lebt noch mit auf dem Hof und spricht mit ihm. Und genau dieser junge Mann ist es, der Jirka schon damals durcheinander gebracht hat. Verwirrende Gefühle und Erinnerungen an dramatische Ereignisse aus der Vergangenheit kommen wieder an die Oberfläche…

Intenstiv erzählte Geschichte über eine glücklose Kindheit, Geschwisterbande und das Hoffen auf ein wenig Liebe!

 


Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-07253-3
Preis: 24,00 €
bestellen

Lorenz

Ilona Jerger, Rezension von Kathrin Allkemper

Konrad Lorenz, bekannt vor allem durch seine Forschungen über Graugänse, hat sein ganzes Leben der Verhaltensforschung der Tierwelt gewidmet. Sein Vater hätte ihn bevorzugt als Mediziner gesehen, doch Lorenz ist lieber seinen Gänsen und anderen Tieren durch die Wiesen und Felder hinterher gekrochen. Zeitweise haben später in seinem eigenen Eheleben neben Frau und Kindern hunderte Tiere auf seinem Grundstück gelebt. Anhand einer jungen Biologin, die ebenfalls Tierpsychologie betreibt und schon immer von Lorenz fasziniert war, wird sein Leben hier in Romanform erzählt und neben den Fakten seines wirklich interessanten Lebens, bekommt man auch noch die Geschichte des 20.Jahrhunderts im Schnelldurchlauf dazu. Man erfährt auch viel über die dunklen Kapitel in seiner Vita, als er sich doch ein wenig zu sehr an die Nationalsozialisten und ihre Rassenlehre angelehnt hat.
Wie schon bei „Und Marx stand still in Darwins Garten“ schafft es die Autorin, zahlreiche, sehr gut recherchierte Fakten und Originalzitate von Lorenz in eine sehr unterhaltsame und gut lesbare Geschichte einzubetten.


Verlag: S.Fischer Verlag
ISBN: 978-3-949465-04-8
Preis: 25,00 €
bestellen

Yogatown

Daniel Speck, Rezension von Dagmar Hallay

Lucy ist Yogalehrerin in Berlin, als ihr Vater Lou plötzlich in eine ihrer Stunden platzt, um ihr mitzuteilen, dass ihre Mutter verschwunden ist. Und ehe sie sich versieht, fliegen die beiden zusammen nach Indien, wo 1968 alles begann.
Damals machten sich Lou, seine Freundin Marie und sein Bruder Marc auf den Weg nach Indien und landen schließlich in Rishikesh am Fuße des Himalayah und treffen dort auf den bekannten Guru Maharishi, in dessen Ashram sich auch bekannte Musikgrößen einfanden, wie z.B. die Beatles. Mit Corinna, die sich den dreien unterwegs anschließt, erleben sie vermeintlich die beste Zeit ihres Lebens, bis ein tragisches Ereignis alles verändert und die Heimreise, die einzige Alternative darstellt. 

Ein unglaublich spannender Roman der 2019 spielt, der ein tragisches Familiengeheimnis aufdeckt, das 1968 seinen Ursprung hat. Vor dem Hintregrund der verrückten Zeit der 1968er, gespickt mit interessanter Musikgeschichte, wenn man an das Weiße Album der Beatles denkt, das größtenteils dort geschrieben wurde. 

Dieses Buch war unglaublich spannend, teilweise zum Schmunzeln, aber auch sehr berührend!


Verlag: Eisele
ISBN: 978-3-96161-172-0
Preis: 22,00 €
bestellen

Das leise Platzen unserer Träume

Eva Lohmann, Rezension von Kathrin Allkemper

Jule und David hatten so große Pläne, als sie aus der Stadt aufs Land gezogen sind. Sie haben ein altes Bauernhaus renoviert und sahen schon ihre Kinder in dem großen Garten herumtollen, die sie haben würden. Aber leider blieb der Kindersegen aus. Während David als Anästhesist weiterhin täglich zurück in die Stadt fährt, um seinen Beruf auszuüben, sitzt Jule auf dem Land irgendwie fest und weiß nicht so genau, wie sie mit den Dorfbewohnern warm werden soll. Einzig ihr Job als Köchin bei Veranstaltungen auf einem alten Gutshof macht ihr noch Freude. Ihr Leben mit David plätschert allerdings immer trauriger dahin, aber beide wagen nicht den logischen Schritt einer Trennung. Was Jule nicht weiß, David hat längst eine Affäre mit einer Frau in der Stadt angefangen. Regelmäßig trifft er sich mit Hellen, die dort mit ihren zwei Kindern lebt. Hellen fühlt sich in ihrer Rolle ganz wohl und hat auch gar nicht das Bedürfnis, Jule den Mann wegzunehmen. Aber sie interessiert sich immer mehr für Jule und fragt sich, warum diese still leidet und in dieser unglücklichen Ehe verharrt. Irgendwann ist es ihr fast ein Bedürfnis, Jule zu helfen, damit diese endlich glücklich werden kann.

Eine ungewöhnliche und sehr interessante Dreiecksgeschichte in kurzen Kapiteln, die abwechselnd von Jule und Hellen erzählt wird.


Verlag: Kindler
ISBN: 9783463000428
Preis: 22,00 €
bestellen

Die Buchverliebten

Anja Baumheier, Rezension von Tanja Tenberg

Gesa Grambeck droht wenige Jahre vor ihrer Rente die Kündigung. Da lernt sie den Buchhändler Ole Oevermann kennen, der merkt, dass es Gesa nicht gut geht. Mit Hilfe der Literatur will er sie aufmuntern, doch sie hat sich schon vor über 20 Jahren der Literatur abgewendet, starb doch ihr Freund durch herabstürzende Bücher. Gemeinsam entwerfen sie einen Schlachtplan, um die kleine Buchhandlung und Gesas Job zu retten. Kann eine Versicherung, die eintritt bei herabfallenden Büchern, auch ihre zarte Liebe retten?

Da kommt es zu einem neuen Unglück, das Gesas Leben auf den Kopf zu stellen droht. Zum Glück hat sie neben ihren Eltern noch ihren Bruder Gero, den Bestattungsunternehmer, an ihrer Seite. Gemeinsam räumen sie alle Hindernisse aus dem Weg.

Und am Ende hat, wie kann es in Lübeck anders sein, auch noch Thomas Mann seine Hände im Spiel.

Ein bezauberndes Buch für Buchliebhaber und Menschen, die glauben, dass Bücher auch gebrochene Herzen retten können.


Verlag: Piper Verlag
ISBN: 9783492064088
Preis: 15,00 €
bestellen

The Unhoneymooners

Christina Lauren, Rezension von Tanja Tenberg

 

Die Hochzeit von Dane und Ami ist eine riesige Feier, auf die sich auch Olive (Amis Schwester) freut. Der einzige Wermutstropfen ist Ethan, der ältere Bruder von Dane, den sie so gar nicht leiden kann. Aber als Trauzeugen können sie sich leider nicht aus dem Weg gehen. Da heißt es Zähne zusammenbeißen für Olive.

Die Feier ist ein großer Erfolg, bis sich alle, die vom Fischbuffet gegessen haben, übergeben müssen. Ethan und Olive hassen Buffets aus unterschiedlichen Gründen, daher bleiben sie als Einzige verschont.

Leider lässt sich die Hochzeitsreise nicht verschieben, also fliegen nach reichlich Überredung dann die beiden einzig gesund Gebliebenen nach Maui. Sie müssen sich als ihre jeweiligen Geschwister ausgeben, so tun als wären es ihre eigenen Flitterwochen. Da ist der Stress für die Beiden und der Spaß für die Leserinnen vorprogrammiert. Und dann wird es doch noch lustig und entspannt für die Zwei bei ihren gemeinsamen Aktivitäten, obwohl sie sich eigentlich gar nicht leiden können.

Beste romantische und auch sehr spaßige Unterhaltung mit Happy-End Garantie für die Fans von Colleen Hoover, Sophie Kinsella und Susan Elizabeth Phillips.

 


Verlag: Dumont
ISBN: 978-3-7373-5987-0
Preis: 24,00 €
bestellen

Kontur eines Lebens

Jaap Robben, Rezension von Kathrin Allkemper

Frieda kann nach dem Tod ihres Mannes Louis nicht mehr in ihrem gemeinsamen Haus bleiben. Mit ihren 81Jahren schafft sie die Treppen nicht mehr. Während ihr Sohn Tobias zusammen mit seiner Frau den elterlichen Haushalt auflöst, sitzt sie in einem Altenheim und hat viel Zeit an früher zu denken, an die Zeit vor Louis, an die Zeit mit Otto. Jenem jungen Mann, den sie an einem verschneiten Wintertag vor gut 60 Jahren auf dem zugefrorenen See ihrer Heimatstadt getroffen hat. Die beiden fühlen sich gleich zueinander hingezogen und schon bald treffen sie sich regelmäßig. Doch ihre Liebe kann nur in aller Heimlichkeit existieren, denn Frieda stammt aus einem streng katholischen Elternhaus und Otto ist verheiratet. Es kommt wie es kommen muss, Frieda wird schwanger und so sehr Otto ihr auch Hilfe verspricht, seine Frau verlassen wird er nicht. Eine junge Frau, unverheiratet und schwanger, schnell lernt Frieda, wie hart das Leben mit solchen wie ihr zu dieser Zeit umgeht.
Voller Kummer schaut Frieda auf diese Zeit zurück und bekommt bei der Bewältigung ihres Traumas von unerwarteter Seite Hilfe. Berührende Geschichte einer starken Frau, die gegen die steifen Konventionen der Sechziger Jahre ankämpfen muss, um zu überleben.


Verlag: dtv
ISBN: 9783423218795
Preis: 14,00 €
bestellen

Das Glück der Geschichtensammlerin

Sally Page, Rezension von Daniela Maifrini

 

Im englischen Cambridge lebt Janice mit ihrem Mann Mike. Während Janice eine gefragte Putzfrau ist und viel Arbeit hat, ist Mike ein zwar meist recht fröhlicher Mensch, sehr beliebt im Pub um die Ecke, hat aber die Arbeit nicht gerade erfunden, wechselt ständig seine Jobs und gilt beruflich als unzuverlässig.

Ganz anders Janice! Sie hat ihren festen Kundenkreis und einen richtigen Ehrenkodex, sie ist sauber und diskret, eine von den Frauen, die „unsichtbar“ sind und das Leben der anderen angenehm machen. Sie schuftet, er hat ein schönes Leben, so kann man es zusammenfassen, wobei Janice darüber gar nicht weiter nachdenkt.

Es gibt noch den gemeinsamen Sohn Simon, der „irgendwas in der Finanzbranche“ macht, in London lebt und als Gipfel der Kontaktverweigerung zu Weihnachten Schecks oder Warenhausgutscheine schickt.

Zu ihren Kunden hat Janice ein zumeist gutes Verhältnis, vor allem liebt sie es, ihre Geschichten und Anekdoten zu hören und für sich zu sammeln. Da ist beispielsweise der berühmte Tenor Geordie Bowman, die junge, frisch verwitwete Fiona mit ihrem 12jährigen Sohn Adam, oder auch die alte, hilfsbedürftige Carrie-Louise.

Mit fast allen kommt sie sehr gut zurecht – außer mit dem fürchterlichen Ehepaar Mrs "YeahYeahYeah" (weil sie das ständig in ihr Telefon sagt) und Mr. "NoNoNotNow" (weil er ihr ständig verbietet, sein Büro zu putzen). Diese beiden sehr wohlhabenden Kunden haben keine Geschichten (und noch nichtmal einen Kaffee!) für Janice, sie behandeln sie wie Luft, und eigentlich hätte sie den Job schon längst hingeworfen, wäre da nicht ein ganz bezaubernder Foxterrier namens Decius, den sie sehr liebt, und mit dem sie spazieren gehen darf.

Als Mrs YeahYeahYeah an Janice herantritt und sie bittet, sich auch um den Haushalt ihrer 92jährigen Schwiegermutter zu kümmern, will sie das natürlich nicht, doch kurz zuvor hat ihr Mann mal wieder einen Job geschmissen, und sie könnten das Geld sehr gut gebrauchen. Also stimmt sie zu, sich das mal anzusehen und fährt zu der angegebenen Adresse, wo sie von einer vogelscheuchenartigen Schreckschraube empfangen wird, die sie nach einigem Hin und Her in ihr chaotisch vollgestopftes Haus einlässt. Schnell stellt sich heraus, dass Mrs. B zwar Haare auf den Zähnen hat, dass Janice aber einen Weg findet, sich mit ihr zu verständigen. Da das Haus in einem katastrophalen Zustand ist, verbringt Janice viel Zeit mit Mrs B, die sich als lebenskluge Frau mit unglaublichen Geschichten erweist. Und Mrs B weiß, dass auch Janice eine Geschichte zu erzählen hat – und sie ist da, als sich diese Geschichte Bahn bricht.

Ein wunderschönes Buch über Freunschaft, die Liebe zu Büchern und Geschichten und über die „kleinen Leute“ mit großem Herz. Janices Geschichte geht sehr zu Herzen und verleiht dem Buch eine gewisse Tiefe, während vor allem Mrs B mit ihrer Schlitzohrigkeit und ihrem unangemessenen und schnodderigen Verhalten für die unterhaltsamen Momente sorgt. Selbstverständlich gibt es auch eine schöne Liebesgeschichte, also ein wirklich gelungenes Wohlfühlbuch!

 


Verlag: Dumont
ISBN: 978-3-8321-6820-9
Preis: 23,00 €
bestellen

Nincshof

Johanna Sebauer, Rezension von Kathrin Allkemper

Man kennt es aus den Asterix Büchern, in denen es immer heisst, „Ganz Gallien ist von den Römer besetzt. Ganz Gallien? Nein, ein kleines gallisches Dorf widersetzt sich...“ usw. Und genau so muss man sich Nincshof vorstellen. Drei verschrobene Herren und eine rüstige alte Dame gründen den Geheimbund der Oblivisten. Sie wollen, dass Nincshof von der Aussenwelt vergessen wird, sie wollen einfach ihre Ruhe in dem schönen idyllischen Dorf. Dazu müssen sie sich aber ganz schön was einfallen lassen. Natürlich sind sie wenig begeistert von den zwei Neuen aus der Stadt, die mit einer tierischen Geschäftsidee Touristen anlocken wollen. Einfach umbringen geht nicht, also müssen neue Ideen her…
Herrlich amüsant und voller Wortwitz geschrieben. Gerade in diesen Zeiten, in denen sich der Großteil der Menschheit nach Aufmerksamkeit sehnt, Privates zunehmend öffentlich stellt und Meinungen lauthals äußert, ist es sehr unterhaltsam zu lesen, wie diese Dorfbewohner versuchen, gänzlich vom Radar zu verschwinden!


Verlag: C. Bertelsmann
ISBN: 9783507105139
Preis: 24,00 €
bestellen

So weit der Fluss uns trägt

Shelley Read, Rezension von Daniela Maifrini

 

1948 Iola, Colorado. Die 17jährige Victoria „Torie“ Nash lebt mit ihrem Vater, ihrem angeheirateten Onkel Ogden, einem schwer versehrten und übellaunigen Kriegsveteranen, und ihrem Bruder Seth auf der eigenen Pfirsichfarm. Leider ist fünf Jahre zuvor ein furchtbarer Unfall passiert, bei dem Victorias Mutter, deren Schwester Vivian und ihr Cousin Calamus ums Leben kamen. Seither ist der Vater nur noch in sich gekehrt, Seth ist zu einem verantwortungslosen, unkalkulierbaren und gewalttätigen Jugendlichen herangewachsen - schon die Mutter hatte über ihn gesagt, er sei „böse geboren“ -, und Torie hat die Aufgaben der Mutter übernommen. Ihre Tage sind lang und bestehen aus Kochen, Putzen, Gartenarbeit, dem Versorgen der Tiere und Hilfe auf der Farm. Sie nimmt das als normal hin und übernimmt die Rolle eigentlich gern.

Als Torie an diesem Tag durch Iola geht, trifft sie dort auf einen Fremden, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß, was ihr aber auch völlig egal ist: Der Fremde heißt Wilson Moon, und er ist ein „Indianer“, der im Dorf beschimpft und verjagt wird, vor allem von dem betrunkenen Seth. Torie entwickelt zum ersten Mal Abscheu gegen ihren Bruder, und am Abend dieses Tages ist sie ein anderes Mädchen als noch am Vormittag, sie rebelliert innerlich.

Wil wird Diebstahl vorgeworfen, er wird zur Fahndung ausgeschrieben und muss sich verstecken. Sie werden ein Liebespaar und „fliehen“ für einige Tage in eine abgelegene Berghütte, die Wil hergerichtet hat.

Doch das Glück ist von kurzer Dauer: Torie hört vom Tod eines Indianers, der hinter einem Auto zu Tode geschleift wurde – Wil. Sofort hat sie die Gewissheit, dass Seth ihn getötet hat! Sie kann einfach nicht zu Hause bleiben und flieht mit einigen Vorräten, relativ hoffnungslos und ohne konkreten Plan im April in die einsame Berghütte. Victoria Nash ist ganz auf sich allein gestellt, sie muss sehr schnell lernen, ihr Leben zu meistern und ihren Platz in der Welt zu finden...

Dies ist nur der Anfang des Buches, wir begleiten Torie noch Jahrzehnte lang weiter durch ihr Leben, das gekennzeichnet ist durch eine unbändige Kraft, die sich in ihr aufbaut, den Willen, selbstbestimmt zu leben und die kluge Umsicht, auch nach furchtbaren Schicksalsschlägen ihren Weg nie aus den Augen zu verlieren. Wirklich ganz großes Kino!

 


Verlag: Dumont
ISBN: 978-3-8321-8225-0
Preis: 23,00 €
bestellen

Unsere Stimmen bei Nacht

Franziska Fischer, Rezension von Kathrin Allkemper

Das ältere Ehepaar Gloria und Herbert ist Besitzer einer tollen alten Villa in Berlin. Nur sind sie jetzt alleine in dem großen Haus, die Kinder sind längst ausgezogen. Da hat Gloria die Idee, eine WG zu gründen, um auch die Finanzierung dieser alten Immobilie zu sichern. Außerdem kocht sie leidenschaftlich gerne und das am liebsten in größeren Mengen. Herbert, der unten im Haus ein kleines Antiquariat eingerichtet und am liebsten seine Ruhe hat, ist davon nicht begeistert. Aber Gloria setzt sich durch. Und so ziehen ein alleinerziehender Chemieprofessor mit seiner pubertierenden Tochter, ein junger Student und zuletzt die sehr unkonventionelle Lou-Ann in die leeren Zimmer ein. Schon bald lebt nicht mehr jeder alleine hinter seiner Tür. Wenn auch zögerlich, so öffnen sie sich alle langsam den anderen gegenüber und so wird aus diesem zusammengewürfelten Haufen eine Wahlfamilie. Nicht, dass plötzlich Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, es gilt nach wie vor, mit den Eigenheiten der anderen klarzukommen und es bleibt auch nicht konfliktfrei, aber es wird ein Vertrauen geschaffen, dass stärker ist, als alle zunächst gedacht haben.

Ein sehr warmherziger Roman über Veränderungen im Leben und das Miteinander ganz verschiedener Menschen, die aber eigentlich doch alle die gleichen Sehnsüchte teilen.


Verlag: Dumont
ISBN: 978-3-8321-8227-4
Preis: 25,00 €
bestellen

Die Insel der Unschuldigen

Jess Kidd, Rezension von Kathrin Allkemper

1628. Die 9jährige Mayken geht mit ihrem Kindermädchen an Bord der Batavia, um zu ihrem wohlhabendenVater nach Java zu gelangen, bei dem sie nach dem Tod der Mutter leben soll. Das neugierige Mädchen treibt sich überall auf dem Schiff herum, auch auf den unteren Decks, wo vornehme kleine Damen eigentlich nichts zu suchen haben und wo es auch gefährlich werden kann. Auf der wochenlangen Reise lernt sie sowohl Feinde als auch neue Freunde kennen. Als die Batavia auf ein Riff aufläuft und sie vor der Westküste Australiens stranden, gibt es viele Tote. Die Überlebenden erreichen eine kleine Insel ohne Frischwasserquelle und ab da nimmt eine der bekanntesten und brutalsten Meutereien ihren Lauf.

1989 Der 9jährige Gil wird nach dem Tod seinder Mutter zu seinem Großvater gebracht, der als Fischer auf eine kleine Insel lebt. Außer ihm und ein paar Einheimischen gibt es dort eine Gruppe Wissenschaftler, die das Wrack der Batavia erforschen. Davon ist Gil ebenso fasziniert wie von der Geschichte über den Geist eines kleinen Mädchens, die auf der Batavia umgekommen ist und angeblich noch auf der Inselt weilt.

Zwei mutige Kinder kämpfen sich durch eine leider für sie sehr ungerechte und gefährliche Welt.


Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-32145-8
Preis: 16,00 €
bestellen

Die unerhörte Reise der Familie Lawson

T.J.Klune, Rezension von Kathrin Allkemper

Giovanni Lawson sieht aus wie ein ganz normaler Mann, aber er ist ein Roboter. Er lebt seit vielen Jahren versteckt im Wald. Eines Tages drücken ihm verzweifelte Menschen auf der Flucht ein Baby in die Hand, welches er als seinen Sohn Victor großzieht. Victor hat dort im Wald keine Freunde, aber der Medizinroboter Schwester GROB und der kleine Staubsaugerroboter Rambo gehören von klein an zur Familie. Als die drei eines Tages einen völlig zerstörten, menschähnlichen Roboter namens TOM vom Schrottplatz mitbringen, um ihn zu reparieren, reagiert Vater Giovanni verstört, sogar verängstigt. Was weiß er über TOM, das neue Familienmitglied? Kurze Zeit später wird Giovanni entführt und die restliche, zusammengewürfelte Familie Lawson begib sich auf eine waghalsige Rettungsmission... Ganz viel Humor, Spannung und liebevoll gestaltete Figuren machen den neuen T.J.Klune wieder zu einem großen Lesevergnügen.


Verlag: btb
ISBN: 9783442773244
Preis: 12,00 €
bestellen

Inmitten der Nacht

Rumaan Alam, Rezension von Daniela Maifrini

 

Amanda und Clay sind zusammen mit ihren Kindern Archie (16) und Rose (13) im Auto unterwegs von ihrem Wohnort New York City nach Long Island. Eine Woche Urlaub wollen sie machen in einem abgelegenen Luxushaus, das viel Erholung verspricht, aber mit 340 $ pro Tag schon arg teuer ist – eigentlich zu teuer für die aufgestiegene Mittelklassefamilie. Aber man gönnt sich ja sonst nichts! Das Haus ist ein Traum, die Kinder planschen im Pool, Amanda macht sich zu einem völlig übertriebenen 200-$-Einkauf auf, alle sind zufrieden und freuen sich über ein verschwenderisches Abendessen und einen anschließenden Familienabend vor dem Fernseher.

Spät abends klopft es plötzlich an der Haustür. Amanda und Clay sind sehr ängstlich, öffnen jedoch trotzdem die Tür. Draußen steht ein älteres Ehepaar, das sich als George und Ruth Washington vorstellt und behauptet, das Haus gehöre ihnen. Die folgende Geschichte ist befremdlich: George und Ruth waren in einem Konzert in New York City, und als sie herauskamen, war in der Stadt der Strom ausgefallen und es herrschte Chaos. Da sie Angst hatten, haben sie sich überlegt, lieber raus aus der Stadt zu fahren. Und nun müssen sie ja irgendwo bleiben, daher möchten sie höflich um Erlaubnis bitten, im Gästezimmer ihres eigenen Hauses übernachten zu dürfen. Die Geschichte erscheint Clay und Amand zunächst hahnebüchen, doch da es sich um ältere Herrschaften mit offensichtlich guten Manieren handelt, willigen sie ein. Und kaum hat man sich ein wenig zusammengefunden passiert es: Im Haus gibt es zwar nach wie vor Strom, aber alle Fernseher und das Internet fallen aus – unmöglich Informationen darüber einzuholen, was im Rest der Welt, speziell in New York, vor sich geht. Allen steht eine Nacht bevor, die von tiefer Verunsicherung geprägt ist.

Am nächsten Morgen machen die Kinder sonderbare Beobachtungen in der Natur, die Erwachsenen versuchen, den Tag so gut wie möglich herumzubringen, immer schwankend zwischen der Hoffnung, dass das alles bald vorbei ist und der Notwendigkeit, vielleicht irgendwelche Vorkehrungen für was auch immer zu treffen. Clay macht sich auf den Weg in den Ort, um dort Informationen zu erlangen, doch so weit kommt er gar nicht, er verfährt sich und kehrt um. Noch bevor er wieder da ist, gibt es einen unglaublichen Knall, lauter als alles, was man jemals gehört hat. So laut, dass die Fenster am Haus bersten. Niemand weiß, was passiert ist, niemand weiß, was zu tun ist, niemand weiß, dass dies erst der Anfang ist...

 


Verlag: Eichborn Verlag
ISBN: 9783847901297
Preis: 25,00 €
bestellen

Morgen, Morgen und wieder Morgen

Gabrielle Zevin, Rezension von Daniela Maifrini

 

1987 in Los Angeles lernen sich in einem Krankenhaus Sadie (11 Jahre) und Sam (12 Jahre) kennen. Dreh- und Angelpunkt ist für die Freunde eine Spielekonsole, sie zocken beide für ihr Leben gern. Monatelang geht das so weiter – bis es zu einem Vertrauensbruch kommt, den Sam Sadie nicht verzeihen kann und will. Er bricht den Kontakt ab, wenngleich er Sadie vemisst.

Jahre vergehen, die beiden verlieren sich aus den Augen, obwohl sie sich zeitgleich in den benachbarten Universitäten MIT und Harvard im Umfeld von Boston einschreiben, da sie extrem talentierte Spieleentwickler sind. Dort treffen sie sich schließlich Mitte der 90er Jahre zufällig wieder, klären die Situation von damals und nähern sich wieder an. Nach wie vor teilen sie die Leidenschaft für Computerspiele. Langsam reift die Idee zu einem gemeinsamen Projekt und sie beginnen, zusammen ein Spiel zu programmieren. Dieses erste Game wird ein riesiger Idependent-Erfolg. Die Arbeit an diesem Spiel wird nur möglich, weil Sams Mitbewohner auf dem Campus, Marx, aus sehr vermögendem Haus stammt und der gute Geist bei der Arbeit wird. Irgendwann sind die drei Freunde richtig im Geschäft.

Natürlich ist das Geschäft nicht alles: Über mehrere Jahrzehnte verfolgen wir unsere Protagonisten durch ihr Leben. Naturgemäß kommt hier eine Vielzahl an Themen auf, die in die Handlung einfließen. Es geht um das, was chronische Schmerzen mit einem Menschen machen. Es geht um geographische Herkunft: Sadie ist jüdisch-amerikanisch, Sam jüdisch-koreanisch-amerikanisch und Marx japanisch-koreanisch-amerikanisch. Das bedeutet, dass die beiden Jungs von Anfang an mit Rassismus konfrontiert sind. Dann haben wir noch große Unterschiede in der sozialen Herkunft: während Sadie und Marx aus sehr begüterten Familien stammen, kommt Sam aus schlimmer Armut und wertet von daher auch Arbeit ganz anders als seine beiden Freunde.

Liebesbeziehungen, Schuld und Verzeihen in einer Freundschaft, traumatische Erlebnisse und nicht zuletzt: Computerspiele im Wandel der Zeiten! Hierzu möchte ich ergänzen, dass man mit der Thematik nicht tief befasst sein muss, die Spiele kommen zwar vor, doch es geht nicht wirklich technisch zu, sondern im Vordergrund stehen die jeweiligen Geschichten, die mit einem solchen Spiel erzählt werden sollen – und die sind richtig toll!

Ein absolut rundes Buch, vielschichtig gezeichnete Charaktere, die einem ans Herz wachsen, die Geschichte einer Freundschaft, ein Buch über Arbeit und übers Erwachsenwerden, ein Blick zurück in die 90er und 00er Jahre, ein nur wenig nerdiger Ausflug in die Gamer-Szene, eine Reise nach Boston und LA mit viel Lokalkolorit und Zeitgeist.

 


Verlag: Rowohlt Berlin
ISBN: 9783737101769
Preis: 20,00 €
bestellen

Mr. Chas und Lisa Sue treffen die Pandas

Fran Lebowitz, Rezension von Daniela Maifrini

(Vorweg: Wundern Sie sich nicht, denn dieses Buch wird auf unserer Website zweimal besprochen, einmal bei den Romanen und einmal bei den Kinderbüchern. Und das kam so...)

Fran Lebowitz ist Kolumnistin, Rednerin und Schriftstellerin aus New York City, die von Andy Warhol für sein Magazin „Interview“ rekrutiert wurde. Sie verkörpert das urbane Lebensgefühl der Millionenmetropole und legt mit diesem Buch zum ersten Mal ein Kinderbuch vor, das aber auch für Erwachsene ein Kleinod ist – allein durch die wirklich lustigen und passenden Illustrationen von Ralf König.

Charles, genannt Mr. Chas mit langem aaa, und Lisa Sue leben in einem New Yorker Apartmenthaus. Charles ist ein wissensdurstiger Junge, der gerne in Lexika schmökert und Bücher besser findet als die Wirklichkeit. Lisa Sue ist ein durchsetzungsstarkes Mädchen, das immer für alles eine Lösung hat. Eines Tages trauen sie ihren Augen nicht: zwei Pandas flitzen über den Flur! Sie stellen sich vor: „Pandämonium“ und „Panda, der nicht dem Massengeschmack huldigen will“ sind ihre merkwürdigen Namen. Die beiden Bären sind kreuzunglücklich, weil sie so gerne das Großstadtleben genießen möchten, aber das Haus nicht verlassen können, da sie sofort von Menschen belagert werden, die sie fangen und in den Zoo stecken wollen, damit sie sie immer ansehen können. Nur manchmal können sie als Hunde verkleidet rausgehen und ihr Lieblingsgroßstadtessen Pizza genießen. Pandämonium und der Panda, der nicht dem Massengeschmack huldigen will haben aber davon gehört, dass man in Paris ganz wunderbar als verkleideter Hund leben kann. Hier dürfen Hunde zum Beispiel alleine in ein Restaurant gehen oder in eine Konditorei, in der es Schokoladen-Éclairs gibt. Da wollen sie hin! Lisa Sue macht darauf aufmerksam, dass es viel Geld braucht, um nach Paris zu kommen – und Geld haben die Pandas nicht. Es muss also ein Plan her, der die Reise nach Europa möglich macht...

Eine lustige und warme Geschichte, die sprachlich zwischen „Snöfrid“ mit seinem sprachlichen Anspruch und „Der kleine Nick“ mit seinen kindlich aneinandergereihten, atemlosen Sätzen liegt und für Kinder eine schöne Herausforderung darstellt, um neue Wörter zu entdecken. Ein unterhaltsames Märchen mit einem Happy End für Kinder im Vorlesealter ab 5, zum Selber lesen ab 8 und für Erwachsene jeden Alters.

 


Verlag: Kein und Aber
ISBN: 978-3-0369-5003-7
Preis: 24,00 €
bestellen

Zierfische in den Händen von Idioten

Manuel Butt, Rezension von Kathrin Allkemper

Man merkt dem Roman an, dass der Autor schon Drehbücher für Pastewka geschrieben hat. Herrlich komisch und ein Fest für alle, die ihre Jugend in den 90er Jahren hatten. Vom VW Golf "Bon Jovi" über "Hey Macarena" ist alles dabei. Als Tobis Eltern zwei Wochen in den Urlaub fahren, wird ihm neben der Aufsicht über das Haus auch die Pflege von Vaters Zierfischen übertragen. Man ahnt schon zu Beginn, dass das nicht gutgehen wird. Aber erstmal hat Tobi in seiner neugewonnen Freiheit andere Pläne: das erste Mal mit Freundin Lisa schlafen, die Führerscheinprüfung machen und natürlich jede Menge Chillen. Aber nichts davon klappt und in kürzester Zeit hat Tobi mehr Stress als je zuvor. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände, wird aus Freundin Lisa schon bald die Exfreundin. Und als wäre das nicht schon Kummer genug, sitzt er plötzlich mit seinem Kumpel, Ex-Freundin Lisa und ihrem besten Freund im geklauten Fahrschulwagen - inkklusive den Zierfischen im Kofferaum- und fährt Richtung London...

Ich habe lange nicht mehr so gelacht beim Lesen!

 


Verlag: Thiele
ISBN: 978-3-85179-526-4
Preis: 14,00 €
bestellen

Der Sommer aller Sommer

Thomas Montasser, Rezension von Kathrin Allkemper

Sommer in der Toskana. In dem kleinen Örtchen Anghiari taucht ein scheinbar seit Jahrhunderten unentdecktes Artefakt Leonardo da Vincis auf. Er soll sogar selbst einmal in Anghiari gewesen sein und dabei hat er seine Erfindung wohl dort verloren. Vielen Generationen unwissender Kinder diente der kleine Holzrhombus bislang einfach nur als Spielzeug, ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden, wo er hergekommen ist. Die Aufregung ist nun groß, man hofft auf Touristen aus aller Welt und so wird aus dem Fundort, dem 600 Jahre alten Haus der alten Signora Tedeschi und ihrer geschiedenen Tochter Vittoria, ein kleines Museum mit einem hübschen Museums-Shop. Dort trifft der schüchterne Ingenieur Fabio auf die wunderschöne, aber sehr zurückhaltende Vittoria. Um ihr Herz zu gewinnen, muss er einen Weg finden, an den skurrilen Dorfbewohnern, einem möglichen Konkurrenten und auch an Signora Tedeschi vorbeizukommen.

Sehr humorvoll erzählte Liebesgeschichte, nicht kitschig!!

 


Verlag: Kampa
ISBN: 978-3-311-10046-1
Preis: 22,00 €
bestellen

Der Gärtner von Wimbledon

Jane Crilly, Rezension von Kathrin Allkemper

Henry Evans hat sich 50 Jahre um den Rasen im berühmten Wimbledon Stadion gekümmert. Anlässlich seines Ruhestandes wird er von einer jungen Journalistin interviewt und erzählt erstmals die Geschichte, warum er unbedingt der Gärtner von Wimbledon sein wollte. Es ist eine herzergreifende Liebesgeschichte, die im Sommer 1938 seinen Anfang nimmt, als er im Alter von 8 Jahren mit seinem Vater von London weg und auf das Anwesen Black Hall zieht, wo sein Vater eine Stelle als Gärtner bekommen hat. Dort lernt er die etwa gleichaltrige Rose kennen und die beiden werden erst Freunde und später ein heimliches Paar. Offiziell haben die Tochter des Hauses und der Sohn des Gärtners natürlich keine Chance. Rose möchte unbedingt eine berühmte Tennisspielerin werden und eines Tages in Wimbledon spielen. Doch dann kommt der Krieg, die Zeiten ändern sich und als Henry 18 wird, muss er ebenfalls an die Front...


Verlag: Woywod & Meurer
ISBN: 97830007837565
Preis: 26,00 €
bestellen

Leonard und Paul

Rónán Hession, Rezension von Daniela Maifrini

 

Verrückte Geschichte! Herr Woywod, der beim Dumont Verlag in der Werbung arbeitet, erhält eine englische Ausgabe dieses Buches und ist so begeistert, dass er damit direkt ins Lektorat rennt und den Kollegen ans Herz legt, die Rechte für den Titel zu kaufen. Das Buch zieht seine Kreise, der Verlag will es einkaufen, da sagt der Autor Rónán Hession: „Nö!“ Er will den Titel weltweit nur in Independent-Verlagen veröffentlichen. Also gründet Herr Woywod zusammen mit seiner Partnerin Frau Meurer kurzerhand einen Verlag – nur um dieses Buch in Deutschland herauszubringen! Maximal independent, sie bekommen die Rechte! Ist das nicht herrlich, wieviel Herzblut in unserer Buchbranche steckt?

Gesagt getan, hier sind jetzt unsere neuen Lieblinge: Leonard und Paul! Die beiden sind beste Freunde, um die dreißig Jahre alt und leben in Irland. Leonard wohnt mit seiner Mutter zusammen, die leider schon im ersten Kapitel stirbt. Die Beiden haben lebenslang eine liebevolle und bereichernde Gemeinschaft gebildet, und Leonard ist ganz traurig. Er geht seiner Arbeit nach, bei der er Texte für Kindersachbücher verfasst, selbst aber nie als Autor genannt wird – das macht ihm nichts aus, er mag es gar nicht gern, wenn Aufhebens um seine Person gemacht wird.

Gerne trifft er sich mit Paul, der mit seinen Eltern zusammenlebt und ein sehr stiller Vertreter ist, dem kaum etwas zuztrauen ist. Es gibt gemeinsame Spieleabende, an denen sich oft auch Pauls Eltern beteiligen, ansonsten erzählen die beiden „Jungs“ nicht viel, sie können auch gut miteinander schweigen und Monopoly spielen.

Alles ist unspektakulär, alles ist unaufgeregt. Leonard und Paul suchen nicht das Rampenlicht oder das Besondere, sie leben ihre kleinen Leben, sind freundlich und höflich zu jedermann und erleben Dinge, die viele von uns nicht als aufregend empfinden würden. Und sie wissen ziemlich genau, was sie von sich selbst erwarten dürfen. Dass sie an einigen Stellen durchaus mal über sich selbst hinauswachsen können, steht auf einem anderen Blatt...

Eine Ode an die unauffälligen, freundlichen und bescheidenen Menschen, ein Buch, das einfach nur gut tut in seiner Einfachheit, mit seiner schönen Sprache und seinem sanften Humor. Und man mag Leonard und Paul (und auch Helen, Peter, Grace, Andrew, Shelley und Patrick!) am Ende kaum gehen lassen, weil man ihre Gegenwart für die Dauer der Lektüre wirklich genossen hat!

 


Verlag: Rowohlt Verlag
ISBN: 9783498003456
Preis: 22,00 €
bestellen

Keine gute Geschichte

Lisa Roy, Rezension von Daniela Maifrini

 

Arielle Freytag ist Anfang dreißig und lebt in Düsseldorf. Sie muss zurück nach Essen-Katernberg, wo sie aufwuchs, da ihre Großmutter Hilfe braucht. Sie erfährt von einer schlimmen Geschichte: Die beiden neunjährigen Mädchen Lara und Ashanti sind seit einigen Tagen wie vom Erdboden verschluckt! So wie Arielles Mutter, die spurlos verschwand, als das Mädchen sechs Jahre alt war. Noch immer richtet sie ständig das Wort an die Verschwundene, bis heute ist Arielle von tiefer Verunsicherung geprägt, zumal sie auch nicht weiß, wer ihr Vater ist.

Arielle geht durch ein Brennpunkt-Viertel, in dem zig Nationalitäten am gleichen Ort leben und dennoch nur punktuell zusammenfinden. Alles ist verlottert und vermüllt, das Geld ist bei allen mehr als knapp - wenn sie es nicht so gut erinnern würde, wäre es für sie als Wahl-Düsseldorferin ein Kulturschock. Sie selbst wirkt wie ein Fremdkörper mit ihrem sehr gepflegten und teuren Äußeren, sie gehört nicht mehr richtig dazu. Auf dem Weg zurück in ihre Vergangenheit nähert sie sich der Geschichte ihrer Mutter mehr und mehr, während in Katernberg das Leben seinen Gang geht.

Dieses einzigartige Buch ist ein „Schlag ins Gesicht“ des Lesers, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Es ist eine Ist-Aufnahme der Subkultur, die am Rande der großen Stadt entstanden ist, keine Wertung, keine Verurteilung, sondern die Realität derer, die ihr nicht entrinnen können und für die Bredeney schon so unerreichbar ist wie ein beliebiger Exoplanet.

Ein Brennpunkt, von dem man nicht genug bekommt – auf diese Perspektive hat die deutsche Literatur viel zu lange gewartet.“ WDR 5

 


Verlag: Penguin
ISBN: 978-3-328-60291-0
Preis: 22,00 €
bestellen

Apfeltage

Melissa da Costa, Rezension von Kathrin Allkemper

Das Buchcover sieht nach Leichtigkeit aus, aber das täuscht. Die Geschichte beginnt unendlich traurig. Amande ist 29 Jahre alt, als sie ihren Mann Benjamin durch einen Motorradunfall verliert und ihr Baby als Totgeburt auf die Welt kommt. Beides entzieht ihr jegliche Energie und Lebensfreude. Mit einem Auto voller Konserven verlässt sie den Ort, der bisher ihr Zuhause war, weil sie es einfach nicht ertägt, ohne ihn und das Baby dort zu sein. Sie mietet ein altes Haus in der Auvergne an und igelt sich dort wochenlang ein. Nicht einmal die Fensterläden will sie öffnen, damit kein einziger Funken Sonnenlicht zu ihr durchdringen kann. Schließlich ist es völlig unverständlich, dass die Sonne nach diesen Schicksalsschlägen einfach wieder aufgeht. In der Zeit der Abgeschiedenheit entdeckt sie in dem Haus Notizbücher der alten Frau, der das Haus früher gehörte. Ihre Vorgängerin Madame Hugues hat sich stets sorgsam aufgeschrieben, wann in ihrem Garten welche Arbeiten anfallen und wie sie diese erledigt hat. Nach Monaten drinnen wagt sich Amande schließlich irgendwann wieder vor die Tür, lässt erst die Sonne ins Haus und nach und nach auch wieder das Leben als solches. Und parallel dazu erweckt sie den alten zugewucherten Garten vom Madame Hugues ebenfalls wieder zum Leben. Endlich besteht die Aussicht auf ein bisschen Glück und die Heilung ihrer Wunden...

Gerade der Beginn der Geschichte geht einem unter die Haut und berührt einen zutiefst, aber je weiter die Geschichte voran geht, desto mehr spürt man die Wende in Richtung Hoffnung. Und der Vergleicht vom verlassenen, verwahrlosten Garten, der sich erholt und wieder zum Leben erweckt wird, ist wunderbar gewählt.


Verlag: Thiele Verlag
ISBN: 9783851795233
Preis: 22,00 €
bestellen

Dinner mit den Schnabels

Toni Jordan, Rezension von Daniela Maifrini

 

Simon Larsen ist Architekt in Melbourne, bzw. er war es, bevor die ständigen Lockdowns in Australien zum Bankrott seines erfolgreichen Architekturbüros geführt haben. Das war vor achtzehn Monaten. Seither haben er und seine Frau Tansy mit den Kindern Mia und Lachie das Haus verloren, sind in eine unfassbar hässliche Etagenwohnung gezogen und Simon verbringt seine Tage damit, auf dem Sofa zu liegen, sich mehr schlecht als recht um Haushalt und Kinder zu kümmern und ansonsten nichts zu tun. Er liebt seine Frau, die Kinder sind sowieso ganz großartig, doch Simon kommt einfach nicht aus diesem furchtbaren Tief heraus, er hat Null Motivation zu gar nichts und ist mutlos.

Seine Frau Tansy stammt aus der illustren Familie Schnabel, die Simon mitgeheiratet hat. Die Zügel in der Familie werden zusammengehalten von der spitzzüngigen Gloria. Schon früh wurden die Schnabels von Glorias Mann David verlassen, der sich weit weg eine neue Familie aufgebaut hat. Seither musste Gloria mit den Kindern allein klar kommen und hat einen gehörigen Rochus auf Männer entwickelt. Doch nun ist David vor zwei Jahren, während der Corona-Pandemie – verstorben, und es hat keine Gelegenheit gegeben, sich von ihm zu verabschieden.

Daher ist Glorias Befehl: „Wir organisieren eine Gedenkfeier!“. Und weil sie sich vor den Gästen nicht blamieren will, soll diese Feier im Garten von Tansys altem Schulfreund Naveen stattfinden – nur ist dieser Garten in einem erbarmungswürdigen Zustand. Also bittet die Familie Simon darum, sich um die pünktliche Gestaltung und Instandsetzung des Grundstücks zu kümmern, dafür hat er eine Woche Zeit. „Kein Problem“ sagt Simon, doch da weiß er noch nicht, was in dieser Woche alles passieren und ihn komplett aus der Bahn werfen wird, und dabei ist das Auftauchen von Tansys Halbschwester Monica, die wesentlich jünger und völlig schrill ist, das kleinste Problem!

Ein sehr bewegender Roman mit vielen turbulenten und unterhaltsamen Momenten, eine wirklich herzerwärmende Geschichte mit einer bezaubernden Familie, die versucht, ein Mitglied, das aus der Spur geraten ist, zu retten.

 

 


Verlag: dtv
ISBN: 9783423263344
Preis: 15,95 €
bestellen

Jetzt ist Sense

Hans Rath, Rezension von Daniela Maifrini

 

Bei Olivia Bentele, Psychologin in Berlin, klingelt es und ein unglaublich attraktiver Mann in einem schwarzen Umhang und mit einer Sense steht vor der Tür. Leider hat er sich nur in der Tür geirrt – er möchte eigentlich zu ihrer Nachbarin, einer hochbetagten Dame. Diese Nachbarin stirbt kurz darauf, Liv hat den Verdacht, dass der Mann irgendetwas damit zu tun hat. Er kann ihren Verdacht jedoch charmant entkräften und stellt sich als Zino Angelopoulos vor. Seine Kostümierung kann er erklären, also glaubt sie ihm und er geht wieder. Vor dem Haus gegenüber sieht sie noch den fröhlich winkenden Zino hinter einem Leichenwagen stehen.

Kurz danach trifft Olivia, die natürlich noch weitere Baustellen in ihrem Leben zu bewältigen hat, Zino wieder (wobei erneut ein Mensch stirbt!) der um ihre psychologische Unterstützung bittet. Sie berichtet ihrer Freundin Conny, die auch gerade in chaotischen Lebensumständen steckt, von dem geheimnisvollen Fremden. Conny ist daraufhin völlig aufgeregt ist, weil sie ein amouröses Abenteuer für Olivia kommen sieht.

Bei dem Termin in Olivias Praxis gesteht Zino ihr, dass er tatsächlich der Tod selber ist, einer von vielen zwar, aber immerhin ein griechischer Gott: Thanatos. Er ist dafür zuständig, Menschen auf ihrer letzten Reise zu begleiten. Er ist der „sanfte“ Tod, schon seit Jahrtausenden in dieser Position tätig und hat mit seiner göttlichen Familie durchaus kein leichtes Los gezogen.

Fassungslos aber neugierig zieht Liv Conny ins Vertrauen, die kurz darauf den neuen „Klienten“ ihrer Freundin kennenlernt und von dem Adonis hingerissen ist – egal ob er jetzt der Tod ist oder nicht!

Doch dann stellt sich langsam heraus, dass Zino es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt und sich bei Liv leider doch nicht in der Tür geirrt hat...

Wirklich spaßig, skurill und niveauvoll! Wer eine kleine Einführung in die griechische Mythologie braucht, kann hier den Grundstein legen. Wer ein dynamisches Damen-Duo in Aktion erleben will, ist genau richtig. Und wer generell Spaß an verrückten Geschichten (Safier, „Mieses Karma“ oder „Jesus liebt mich“) hat, ist hier ebenfalls bestens versorgt. Eine tempo- und fantasiereiche, vergnügliche Komödie mit etwas Tiefgang.

 


Verlag: Dumont
ISBN: 978-3-8321-8204-5
Preis: 24,00 €
bestellen

Die Liebe an miesen Tagen

Ewald Arenz, Rezension von Kathrin Allkemper

Als Elias auf Clara trifft, fühlt er sich sofort zu ihr hingezogen und auch Clara verspürt erstmals seit dem Verlust ihres Mannes wieder Zuneigung für Jemanden. Aber Elias ist aktuell in einer Beziehung, wenn auch nicht besonders glücklich. Eigentlich hält er krampfhaft an der Idee von "wahrer Liebe" fest, verspürt sie aber nicht für seine Freundin. Clara hingegen hat Zweifel, ob sie sich mit einem jüngern Mann einlassen soll. Auch wenn er sie hier und jetzt attraktiv findet, wird er ihre Falten in ein paar Jahren vielleicht nicht mehr so niedlich finden. Beide haben schon eine gewisse Lebenserfahrung, die zeigt, dass es im Leben nicht immer einfach ist. Trotzdem lassen sie sich auf diese Liebe ein und genießen zunächst eine sehr glückliche Zeit...

Eine wunderbar erzählte Liebesgeschichte mit allen Höhen und Tiefen.


Verlag: Insel Verlag
ISBN: 9783458682332
Preis: 16,00 €
bestellen

Die Buchhändlerin von Paris

Kerri Maher, Rezension von Daniela Maifrini

 

Nachdem sie mit ihren Eltern zuvor schon fünfzehn Jahre in Paris gelebt hatte, kehrt die junge Amerikanerin Sylvia Beach am Ende des Ersten Weltkriegs in die Seine-Metropole zurück und entdeckt im Quartier Latin die Buchhandlung von Adrienne Monnier und Suzanne Bonniere, in der sich die jungen Pariser Literaten treffen und ganz allgemein ein reger kultureller Austausch herrscht. Sylvia verliebt sich in den Laden (und in Adrienne) und nach einiger Zeit und einem Sanitäts-Einsatz im Krieg verstärkt sich in ihr der Traum von einer eigenen Buchhandlung. Bei ihrer Rückkehr werden sie und Adrienne ein Paar, und die etablierte Buchhändlerin hilft ihr, bei der Realisierung ihres Traumes. So eröffnet Sylvie 1919 den ersten Standort von „Shakespeare and Company“, wo sie mit englischen Büchern handelt und so zum Anlaufpunkt für die in Paris lebenden englischsprachigen Künstler aus aller Welt wird.

In ihrer Kundschaft und bald auch in ihrem Freundeskreis findet sich der irische Schriftsteller James Joyce, der unter wirtschafltich schlechten Bedingungen mit seiner Frau und den beiden Kindern in Paris ein karges Leben führen muss. Er ist mit seinem Werk „Ulysses“ befasst, welches ihm alle Kraft und ein hohes Maß an Besessenheit abverlangt. Der Roman wird zunächst in Literaturzeitschriften häppchenweise veröffentlicht, so dass das geneigte Publikum sich schon einen Eindruck verschaffen kann. In Europa wird der Roman zwar auch zwiespältig aufgenommen und findet keinen Verlag, der sich an das Skandalbuch herantraut, doch in den prüden USA wird er sogar verboten! Das ruft Sylvia auf den Plan, die diese Missachtung des aus ihrer Sicht meisterhaften Romans nicht ertragen kann. Sie riskiert all ihre finanziellen Mittel, um „Ulysses“ im Eigenverlag herauszubringen. Und als es gilt, den erschienen Roman auch den Lesern in den USA zugänglich zu machen, begibt sie sich sogar in die Illegalität...

Die Geschichte, die hinter der Veröffentlichung des Welterfolges steckt, ist gut eingebettet in ein illustres Paris der Zwanzigerjahre und zeigt einmal mehr, wieviel Hingabe Literatur oft braucht, bis sie beim Leser ankommt.

 


Verlag: Limes
ISBN: 978-3-8090-2741-6
Preis: 22,00 €
bestellen

Acht Särge und ein Todesfall

Morgan Larsson, Rezension von Kathrin Allkemper

Samuel Miller ist mit seinen 72 noch sehr rüstig. Finanziell mehr als nur gut betucht, gehört ihm außerdem eine kleine schwedische Insel. Darauf steht ein großes altes Haus mit vielen leeren Zimmern, die er durch ein ganz besonderes Projekt füllen will. Einfach, weil er neugierig ist, wer sich darauf melden wird und weil er gerne neue Leute kennenlernen will, schaltet er eine Anzeige für ein ungewöhnliches Kursangebot: " Schreinern Sie ihren eigenen Sarg" . Am Ende wählt er aus den erstaunlich vielen Zuschriften acht unterschiedliche Personen aus, sowohl Paar als auch Einzelpersonen. Ein Student, ein Vertreter, ein Finanzberater, ein altes Paar, ein Paar Ende dreißig, dass seit der Schulzeit zusammen ist und ein etwas verkorkster Besitzer einer chemischen Reinigung, der sich für einen begabten Autoren hält, treffen hier zum ersten Mal aufeinander.

Im Laufe der zwei Wochen auf dieser komplett abgeschiedenen Insel, lernen sich nicht nur diese Menschen untereinander kennen, sondern jeder sich selbst noch einmal auf eine ganz besondere Art. Und unbemerkt von allen anderen kommt noch eine weitere Person auf der Insel an, die vor ihrem alten Leben geflohen ist. Scheinbar hat jeder das ein oder andere Geheimnis, das er mit sich herumträgt. Und so wird auf dieser Insel gelacht, geliebt, gestorben...


Verlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-27231-6
Preis: 22,00 €
bestellen

Ein simpler Eingriff

Yael Inokai, Rezension von Kathrin Allkemper

Meret ist Krankenschwester mit Leib und Seele. Jeden Morgen schlüpft sie in ihre Schwesterntracht wie in eine Uniform und verlässt das Schwesternwohnheim, um wie jeden Tag im Krankenhaus zu arbeiten. Sie glaubt an die Medizin und vor allem an ihren Professor. Dieser Arzt hat ein Verfahren entwickelt, bei dem er Frauen mit psychischen Problemen einfach den Teil im Gehirn nimmt, der für ihre Probleme wie zum Beispiel Wutanfälle oder andere, unkontrollierte Gefühlsausbrüche verantwortlich ist. Beim Eingriff selbst verspüren die Patientinnen keinen Schmerz, sie sind sogar bei vollem Bewusstsein.  Meret hat die besondere Rolle von ihrem Doktor übertragen bekommen, die Frauen während der OP durch Rätsel, Spiele oder Geschichten vom Geschehen abzulenken. Doch es gibt auch Frauen, bei denen der Eingriff schief läuft. Besonders die Behandlung der wohlhabenden Marianne, die von ihrem Vater sozusagen abgeliefert und nach dem Eingriff zur völlig ausdruckslosen Hülle wird, setzt ihr zu. Nach und nach gibt es immer mehr Gründe für Meret, an der gesamten Methode zu zweifeln. Will man den Frauen wirklich helfen oder sie einfach nur gefügig machen und sich unbequeme Damen vom Hals schaffen? Als Meret sich in ihre Zimmernachbarin im Schwesternheim verliebt, verspürt sie zum ersten Mal eine gewisse Angst, selbst zu diesen Frauen zu gehören, die nicht in die Gesellschaft passen.

Von der Erzählweise und der Lebensart her könnte man denken, der Roman spielt weit in der Vergangenheit, die medizinischen Aspekte dagegen wirken dafür allerdings zu fortschrittlich. Aber die zeitliche Einordnung ist für diese wirklich außergewöhnlich stimmungsvoll erzählte Geschichte unerheblich. Es ist einfach interessant zu verfolgen, wie Meret ihre Empathie für die Patientinnen und ihren bisherigen Glauben an die Medizin unter einen Hut bringen möchte und sich letzten Endes für eine Seite entscheiden muss.


Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-06227-5
Preis: 15,00 €
bestellen

Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar keinen Durchblick

Alexandra Potter, Rezension von Kathrin Allkemper

Olivia, gerade frisch von ihrem untreuen Ehemann geschieden, entschließt sich zu einem kompletten Neuanfang. Sie kehrt London den Rücken und zieht in das kleine Dörfchen Yorkshire, wo sie als junges Mädchen viel Zeit bei ihren Großeltern verbracht hat. Sie kauft ein altes baufälliges Cottage, das ihr genauso zurückgelassen und ungeliebt vorkommt wie sie selbst. Da sie sich fernab der Großstadt zunächst doch sehr einsam fühlt, überlegt sie sich, dass ein niedlicher kleiner Hundewelpe sie bestimmt glücklicher machen würde. Doch im Tierheim entscheidet sie sich spontan um, als ihr dort ein struppiges Wesen mit angegrauter Schnauze begegnet. Der alte "Harry" wurde auch zurückgelassen, das schweißt die beiden sofort zusammen. Aber so ein Leben mit Vierbeiner ist für die hundeunerfahrene Olivia gar nicht so einfach. Als dann auch noch die Handwerker bei ihr einfallen, um das Cottage zu renovieren, bricht ein ganz schönes Chaos aus. Aber nach und nach gewöhnt sich Olivia sowohl an das Leben auf einer Baustelle als auch an ein Leben mit Hund. Bei den Spaziergängen durch das Dorf ist es schließlich Harry, der bei den Begegnungen mit den Dorfbewohnern schnell das Eis bricht. Und so hat Olivia bald eine handvoll äußerst liebenswerte Menschen um sich herum und dazu noch einen sehr netten Handwerker in ihrem Cottage.

Schöner romantischer Schmöker mit liebenswerten Charakteren und einem heldenhaften Vierbeiner!


Verlag: Kein und Aber
ISBN: 978-3-0369-5868-2
Preis: 25,00 €
bestellen

Bekenntnisse eines Betrügers

Rahul Raina, Rezension von Kathrin Allkemper

Der junge Inder Ramseh hatte eine schreckliche Kindheit. Aufgewachsen in völliger Armut, musste er nach dem Tod der Mutter alleine mit seinem Vater fertig werden und der war weiß Gott nicht gut zu ihm. Mit einem kleinen Karren im Dreck auf den Straßen von Dehli, musste Ramseh täglich mitarbeiten statt in die Schule zu gehen und von früh bis spät die Teeblätter klein mörsern, die sein Vater dann an Touristen verkauft. Durch einen mehr als glücklichen Umstand erlangt der Junge aus der untersten Kaste dann doch noch eine Chance auf Bildung und nutzt diese, um seinem Elend zu entkommen. Was aus einer Notlage geboren wurde, entwickelt sich zum Geschäftsmodell. Basierend auf Lug und Betrug macht Ramseh seinen Weg. Da er wirklich ein intelligentes Kerlchen ist, schreibt er für die zwar reichen, aber einfältigen Kinder indischer Eltern deren Examensprüfungen. Im Falles des 18jährigen Rudraksch, genannt Rudi, gelingt ihm sein Meisterstück und er schreibt das beste Examen von ganz Indien. Rudi wird zum Star und Ramseh zu seinem Manager. Leider übertreiben die beiden ihren oppulenten Lebensstil schnell und treten den falschen Leuten auf die Füße. Das endet in Kidnapping, fehlenden Extremitäten und Erpressung.

Sehr abgefahrene Geschichte, zunächst eher ernst und später rasant und skurril, aber auf jeden Fall unterhaltsam und vor allem mal etwas ganz anderes. Man lernt etwas über das Leben in Indien und die Verhältnisse dort, man liest über den Blick auf die Welt aus der Sicht der Inder und wird trotz der Gesellschaftskritik und den Seitenhieben auf die westliche Welt sehr lustig unterhalten. Für Freunde der etwas schrägen Literatur.

 


Verlag: Dumont
ISBN: 978-3-8321-6592-5
Preis: 22,00 €
bestellen

In den Wäldern der Biber

Franziska Fischer, Rezension von Kathrin Allkemper

Nach einem heftigen Streit mit ihrem Freund, verlässt Alina ihr gemeinsames Zuhause in Frankfurt und reist etwas kopflos in das kleine Dorf Eberswalde, wo ihr Großvater lebt. Als Kind hat sie hier viele Sommer verbracht, aber nach dem Tod ihres Vaters und dem Beginn einer neuen Beziehung ihrer Mutter mit einem anderen Mann, kam es zu einem Bruch mit den Großeltern. Nun, 19 Jahre ohne jeglichen Kontakt später, steht Alina vor der Tür ihres Großvaters und ist noch nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt aufnimmt. Sie weiß nur, sie muss es versuchen. Zu ihrer Mutter möchte sie nicht und es ist klar, dass sie auch nie wieder zurück zu ihrem alten Leben in Frankfurt gehen kann.

Der Großvater nimmt sie ohne Fragen auf, sie darf bleiben, so lange sie will. Und schnell baut sich eine wunderbare Beziehung zwischen ihnen auf und die alte Vertrautheit kehrt zurück. Gemeinsam arbeiten sie die Vergangenheit auf, sprechen über den Tod des Vaters und der Großmutter und stellen gleichzeitig die Weichen für die Zukunft. Dort bei ihrem Großvater, in den Wäldern, in denen er sich um den Bestand der Biber kümmert und ein Auge auf deren Schutz hat, entstehen für Alina völlig neue Lebenssperspektiven, neue Freundschaften und auch eine neue Liebe...

Ein wunderbar geschriebener Roman, der einen in dieser oft so stressigen und schnelllebigen Zeit abholt und entschleunigt, dabei zwar unaufgeregt, aber nie langweilig, rührend, aber nicht kitschig ist. Mein Wohlfühlbuch in diesem Sommer!


Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3-550-20137-0
Preis: 23,99 €
bestellen

Der Papierpalast

Miranda Cowley Heller, Rezension von Annette Kubiak

Elle verbringt den Sommer, wie auch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, im "Papierpalast", dem in die Jahre gekommenen Feriendomizil ihrer Familie. Er liegt idyllisch an einem See und ist für sie ein besonderer Ort: hier verliebte sie sich zum ersten Mal, knüpfte Freundschaften und erlebte Verletzung und Schmerz.

Mittlerweile ist Elle über fünfzig Jahre alt, mit dem liebevollen Peter verheiratet und hat drei wohlgeratene Kinder. Alles scheint perfekt! Oder?

Eines Abends, während der Rest der Gesellschaft weiterfeiert, lässt sie sich auf ihren Jugendfreund Jonas ein. Keiner hat etwas mitbekommen und als Jonas ihr am nächsten Tag seine Liebe gesteht, weiß sie, dass sie eine Entscheidung treffen muss, die nicht nur ihr Leben weitreichend verändern wird...

In Rückblicken wird die Familiengeschichte und auch Elles Lebensgeschichte erzählt - spannend, sehr emotional und richtig toll erzählt! Unbedingte Leseempfehlung!

 

 


Verlag: Arche
ISBN: 9783716028032
Preis: 22,00 €
bestellen

Die Wahrheit und andere Erinnerungen

Imbi Neeme, Rezension von Kathrin Allkemper

Sommer 1982: Als Tina nur kurz die Kontrolle über ihren Wagen verliert, ist es schon zu spät. Das Auto überschlägt sich, aber ihr und ihren Kindern passiert zum Glück nichts Schlimmes. Trotzdem ist dieser Tag irgendwie der Anfang vom Ende, zunächst vom Ende der Ehe zwischen Tina und Craig. Dieser wirft ihr vor, sie wäre alkoholisiert gefahren, da sie in letzter Zeit nur selten nüchtern war und generell einen Hang zum Alkohol hat. Nicole, die ältere Tochter bleibt dennoch bei ihrer Mutter, Samantha geht zum Vater. Von da an entzweien sich die Mädchen immer mehr und ihr Verhältnis wird über viele Jahre schwierig bleiben. Während Nicole jahrelang ohne jeglichen Ehrgeiz ihr Leben laufen lässt, an den falschen Mann gerät und lange braucht, um zu sich und ihr Glück zu finden, gründet Samantha schon recht früh eine Familie. Allerdings geht es ihr damit nur nach außen hin besser als ihrer Schwester. Durch den Tod der Mutter müssen sich die beiden nun wieder mehr mit sich auseinandersetzen und auch die gemeinsame Vergangenheit aufarbeiten. Rückblickend werden sie erkennen, dass sie sich an die selben Situationen komplett unterschiedlich erinnern und dadurch viele Missverständnisse, Wut und Enttäuschung in ihrer beider Leben gebracht haben.

Dieser Debütroman erzählt von der Beziehung zwischen zwei Schwestern, die sich unter dem Einfluss einer alkoholsüchtigen Mutter jahrelang das Leben schwer gemacht und entzweit haben. Aber schließlich stellen sie sich ihren Dämonen. Fesselnd aus wechselnden Perspektiven erzählt, so dass man als Leser schon früh erkennt, dass die beiden Schwestern sich eigentlich sehr lieben, sich aber selbst oft im Weg stehen.

 



ISBN: 978-3-498-00296-1

bestellen

Die Wut, die bleibt

Mareike Fallwickl, Rezension von Dagmar Hallay

Dieser Roman steigt brutal in seine Geschichte ein. Die dreifache Mutter Helene steht vom Abendbrottisch auf, öffnet die Balkontür … und springt in ihre Erlösung – den Tod!

Was bleibt, ist eine große Lücke für die, die zurück gelassen wurden. Als Leser ist man hautnah dran – an denen, die zurückgeblieben sind und wie der Verlust verarbeitet wird. Da wären die 15jährige Lola, ihre zwei jüngeren Brüder Maxi und Lucius, der Vater und Helenes beste Freundin Sarah. Im ersten Schock ist es für Sarah selbstverständlich zu helfen. Doch plötzlich findet sie sich in der Rolle von Helene wieder und schlüpft ohne es zu wollen in deren Leben. Denn sie hat ein eigenes Leben, ein Leben das so anders ist, ohne Kinder und mit einem 10 Jahre jüngeren Mann mit dem sie in ihrem Eigenheim, als freischaffende Autorin, lebt. Und ist sie den Anforderungen überhaupt gewachsen. Die kleinen Jungs, von denen einer nicht mehr spricht und dann Lola, die sich immer mehr entzieht und ihren ganz eigenen Weg geht, um mit dem Verlust der Mutter klarzukommen. Der Vater, der sich nur in Arbeit flüchtet und so gut wie gar nicht mehr anwesend ist.
Frau Fallwickl bringt es mit Präzision auf den Punkt, sowohl sprachlich als auch inhaltlich.

Selten habe ich ein so aufwühlendes Buch gelesen, das die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft widerspiegelt - nicht aller Frauen, aber schon für sehr viele - leider immer noch.

 

 


Verlag: Dumont Verlag
ISBN: 978-3-8321-6618-2
Preis: 22,00 €
bestellen

Zwei am Meer

Fanny André, Rezension von Kathrin Allkemper

Die alleinstehende Camille ist mit ihren über achtzig Jahren noch recht rüstig. Da sie sich eigentlich ihr ganzes Leben um die Belange anderer gekümmert hat, möchte sie nun endlich mehr für sich tun und vor allem noch etwas erleben. Ein Schicksalsschlag führt sie nach zehn Jahren mit Isabelle, der Exfrau ihres verstorbenen Sohnes, zusammen. Isabelle hat gerade einen Burn-out hinter sich und schlingert gerade so durch ihr Leben. Da beschließen die beiden vollkommen unterschiedlichen Frauen, endlich das Abenteuer zu wagen, von dem sie damals bereits geträumt haben. Beide wollten sich schon immer gegenseitig ihre Heimat zeigen, die eine die Bretagne, die andere die Normandie. Und so machen sie sich auf den Weg und finden am Ende mehr Veränderung, als sie je gehofft hatten.

 


Verlag: Limes
ISBN: 978-3-8090-2735-5
Preis: 20,00 €
bestellen

Die Launen des Lebens

Emma Straub, Rezension von Kathrin Allkemper

Als die 69jährige Astrid zu ihrem wöchentlichen Friseurtermin fährt, wird sie Zeugin eines tödlichen Unfalls. Zwar konnte sie die Verunglückte überhaupt nicht leiden, aber so ein Ende wünscht man natürlich niemandem. Für die ältere Dame ist es ein Schock, der ihre Einstellung zum Leben nachhaltig verändert. Dinge, die ihr schon lange auf der Seele brennen, müssen nun endlich ans Licht. Ab sofort wird bei ihr nichts mehr auf "irgendwann" verschoben, denn das Leben kann offensichtlich sehr plötzlich enden. Zu ihren eigenen kleinen Sorgen kommt nun noch der Besuch der Enkeltochter, die Probleme in ihrer alten Schule hat und jetzt für eine Weile bei der Großmutter einquartiert wird, um dort zur Schule zu gehen, bis sich die Wogen wieder geglättet haben. Außerdem hat Astrids Sohn geschäftliche Pläne, die für Unmut Sorgen und ihre Tochter eröffnet ihr recht unerwartet, dass sie sich hat künstlich befruchten lassen, um den Zwistigkeiten mit einem potentiellen Partner aus dem Weg zu gehen. Ihre Familie stellt Astrids Leben also ziemlich auf den Kopf, aber auch sie hat eine unerwartete Offenbarung für ihre Lieben.

Eine wunderbar erzählte Familiengeschichte, mal ernst, mal heiter, über drei Generationen.


Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-07053-9
Preis: 20,00 €
bestellen

Brunnenstraße

Andrea Sawatzki, Rezension von Annette Kubiak

Andrea ist acht Jahre alt, als der Vater, den sie bis dahin nur von wenigen Besuchen kannte, ihre Mutter heiratet und seine kleine Familie zu sich in die Brunnenstraße holt. Die Mutter, die bis dahin sich und ihre Tochter allein als Krankenschwester durchgebracht hat, träumt von einem besseren Leben an der Seite des renommierten Journalisten Günther Sawatzki. 

Doch schnell wird klar, dass der Vater krank ist und seine kleine Familie nicht versorgen kann. Die Mutter sucht sich eine Stelle als Nachtschwester. Wenn sie arbeitet oder schläft, muss sich die junge Andrea um ihren Vater kümmern, der nach und nach alles vergisst und immer desorientierter wird. 

Die Autorin erzählt von ihrer eigenen, traurigen Kindheit in den 70er Jahren und wie sie in ihrer Jugend zwischen Überforderung, Rebellion und Unerschrockenheit versucht, sich selbst nicht zu verlieren. 

 

 


Verlag: Heyne Verlag
ISBN: 9783453273771
Preis: 22,00 €
bestellen

Der Markisenmann

Jan Weiler, Rezension von Tanja Tenberg

 

Dieser Sommer im Jahr 2005 wird für die 15 jährige Kim alles verändern. Sie muss die Ferien bei ihrem noch nie gesehenen Vater in Duisburg verbringen. Wie es wohl sein wird, jemanden zu treffen, der bisher nur ein Phantom in ihrem Leben war? Die Beiden umkreisen einander vorsichtig, lernen sich im Laufe der Ferien aber sehr gut kennen.

Ronald Papen ist im Ruhrgebiet unterwegs, um zwei Modelle Marquisen direkt an der Tür zu verkaufen: Model Mumbai in den Farben orange-braun und Modell Kopenhagen in grün-blau.

Als Kim ihren Vater begleitet, erfährt sie nach und nach immer mehr über seine Vergangenheit und ist ihm eine große Hilfe, mit innovativen neuen Verkaufsideen, um ein paar der Tausende eingelagerten Markisen an die Menschheit im Ruhrpott zu verkaufen.

Sie lernt Alik kennen, den netten Jungen vom Recyclinghof und besucht ihre erste Kneipe “Rosi´s Pilstreff“ mitten im Industriegebiet von Duisburg-Meiderich, direkt am Rhein-Herne-Kanal.

Nach der Lektüre sehen Sie Balkone im neuen Licht und wissen, dass die besten griechische Imbisse im Ruhrgebiet immer Akropolis, die besten Eisdielen Venezia heißen, egal ob in Gelsenkirchen, Mülheim oder Duisburg.

Jan Weiler, den wir als Autor von „Marie, ihm schmeckt´s nicht“ kennen, hat ein furioses Buch über eine Vater-Tochter-Beziehung geschrieben, ein lustiges und manchmal auch trauriges Buch über das Ruhrgebiet.

Unbedingte Leseempfehlung!

 


Verlag: Hanser Verlag
ISBN: 9783446272897
Preis: 12,00 €
bestellen

Die stummen Wächter von Lockwood Manor

Jane Healey, Rezension von Julia Jahns

1939: Hetty, eine Mitarbeiterin des Londoner Natural History Museum, erhält die Aufgabe, die Sammlung der ausgestopften Säugetiere in Sicherheit zu bringen, da der Krieg kurz bevor steht. Sie liebt ihre Arbeit sehr, auch wenn sie dort als Frau immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Die ehrenvolle Aufgabe, die Sammlung zu schützen und zu begleiten, hat sie auch nur erhalten, weil ihre männlichen Kollegen alle im Krieg gebraucht werden. Lord Lockwood, Besitzer des verfallenen Anwesens Lockwood Manor, hat sich bereit erklärt, die Sammlung während des Krieges zu beherbergen. Hetty fühlt sich in dem Herrenhaus, wo auch sie untergebracht wird, mehr als unwohl. Lord Lockwood ist ein tyrannischer und unbarmherziger Mensch. Nach dem mysteriösen Tod seiner Mutter und seiner Ehefrau, die bei einem Autounfall starben, ist seine Tochter Lucy das Einzige, was ihm noch geblieben ist. Hetty und Lucy freunden sich an. In der Dienerschaft geht das Gerücht um, dass das Haus verflucht sei, auch die ehemalige Hausherrin glaubte daran. Und tatsächlich geschehen bald seltsame Dinge: der Panther verschwindet, einige Tiere werden zerstört, andere nachts verschoben. Hetty erhält keinerlei Unterstützung vom Hausherrn, wohl aber von Lucy. Die beiden versuchen, das Rätsel zu lösen und kommen sich dabei näher ...

Spannender, mystischer historischer Roman über die Rolle der Frau in den 30er Jahren und dunkle Familiengeheimnisse.


Verlag: Atlantik Verlag
ISBN: 9783455015386
Preis: 14,00 €
bestellen

Eine verdächtig wahre Geschichte

Antoine Laurain, Rezension von Julia Jahns

Violaine Lepage, Cheflektorin aus Paris, bekommt ein Manuskript zugespielt, das sie sofort unglaublich fesselt. Es handelt von einer Frau, die vier Männer mit einer Schusswaffe aus dem Zweiten Weltkrieg tötet, nachdem sie herausgefunden hat, dass ihre Mutter sie als Baby weggegeben hat, weil sie durch eine Gruppenvergewaltigung schwanger wurde. Es wird versucht, Kontakt zu dem Autoren aufzunehmen, der nur eine Mailadresse hinterlassen hat, das Buch wird veröffentlicht, ohne dass Violaine persönlich mit ihm sprechen konnte, und ein großer Erfolg. Als es auf der Shortlist des Prix Goncourt landet, gibt es Probleme. Violaines Karriere wäre ruiniert, wenn sie die Identität des Schriftstellers nicht aufklären kann. Außerdem meldet sich die Polizei bei ihr. Zwei Männer wurden nach den Beschreibungen des Romans getötet, zwei weitere befindet sich in Lebensgefahr. Die ermittelnde Kommissarin verdächtigt Violaine, da diese die Kontaktdaten des Autoren nicht hat und beschuldigt sie, selbst die Verfasserin und Mörderin zu sein. Bald steht nicht mehr nur Violaines Karriere auf dem Spiel ... Ein schmales, aber ungeheuer fesselndes Buch mit einem überraschenden Ende.